Poesie in Klang verwandelt – Rose Ausländer trifft Henry Purcell
Ein außergewöhnliches literarisch-musikalisches Erlebnis wurde kürzlich im Hilterhäuschen in Schalkhausen geboten. Die Veranstaltungsreihe „Beflügelte Poesie in der Hilterhaus-Stiftung“, kuratiert von Claudia Dölker und Hartmut Scheyhing, begeisterte das Publikum mit ihrem neuen Programm „Sag mir dein liebstes Wort“.
Rose Ausländers Worte – tiefgründig und zeitlos
Im Mittelpunkt des Abends stand die Lyrik von Rose Ausländer (1901–1988). Für die Dichterin war das Schreiben weit mehr als Kunst – es war ihr Lebenselixier und zugleich eine Suche nach Identität. Aus über 3000 Gedichten wählten Dölker und Scheyhing eine ausdrucksstarke Auswahl, die Themen wie Erinnerung, Heimat, Natur und die Kraft der Sprache beleuchtete.
Musikalische Poesie – Purcells Melodien als Begleitung
Während Claudia Dölker die Gedichte mit beeindruckender Feinfühligkeit vortrug, ließ Hartmut Scheyhing am Klavier die zarten barocken Klänge von Henry Purcell (1659–1695) erklingen. Doch die Musik diente nicht nur als Begleitung – sie trat in einen echten Dialog mit den Gedichten. Einige Passagen wurden frei interpretiert, andere kunstvoll als kleine Lieder vertont und zweistimmig gesungen. So verwoben sich die intensive, oft minimalistische Lyrik des 20. Jahrhunderts mit der ausdrucksstarken Barockmusik des 17. Jahrhunderts zu einer einzigartigen Symbiose von Wort und Klang.
„Ein Glücksgriff für die Stiftung“
Die Darbietung des Künstlerehepaars hinterließ auch bei Friedrich Hilterhaus, Gründer der Hilterhaus-Stiftung, einen bleibenden Eindruck: „Ein Glücksgriff – das Zusammenspiel war ganz wunderbar. Der Raum wurde mit Leben gefüllt, die Lyrik lebendig gemacht.“
Sechs Wochen Vorbereitung für einen unvergesslichen Abend
Jede Veranstaltung dieser besonderen Reihe wird mit viel Sorgfalt erarbeitet – ein Prozess, der rund sechs Wochen dauert. Doch die intensive Vorbereitung lohnt sich: Der intime Rahmen mit etwa 25 Gästen schuf eine besondere Atmosphäre, in der die Poesie auf eine neue, tiefgehende Weise erfahrbar wurde.